Was uns Schnecken beibringen können, während wir glauben, sie zu retten.
Ich liebe Schnecken. Vor einigen Jahren hob ich, so wie hunderte Male zuvor, eine von der vielbefahrenen Straße auf und trug sie hinüber.
Was viele nicht wissen: Schnecken ziehen sich nicht erschrocken in ihr Haus zurück, wenn man sie vorwarnt, dass man sie hochheben wird. Es ist ein solch berührender Moment, wenn diese zarten, verletzlichen Tiere einem ihr Vertrauen schenken und sicher auf der Hand Platz nehmen. Wenn man es eilig hat oder nicht präsent ist, schrecken sie zurück.
Die Schnecke, die ich an diesem Tag über die Straße tragen wollte, erzählte mir von „Schneckenpräsenz“. Und davon, wie man seine Präsenz an der Reaktion der Schnecke messen kann. Es geht also nicht nur darum, sie vorzuwarnen, sondern darum, sich in einen Zustand zu bringen, der es ihnen erlaubt, sich mit einem zu verbinden. Seitdem stelle ich mir in Momenten der Geistesabwesenheit oder Nervosität die folgende Frage (und gebe sie an meine SchülerInnen weiter):
Könnte ich jetzt eine Schnecke hochheben?