Welpen nerven – und zwar richtig

766 575 Christine

Da! Ich hab’s gesagt.

Nicht falsch verstehen. In erster Linie sind die bezaubernd und wundervoll und eine Freude. Ich habe oft mit Welpen zu tun und natürlich liebe ich sie auch. Aber wir können nicht leugnen, dass die meisten von ihnen aus Hundesicht laut, unkontrolliert und frech sind. Sie stellen einem das ganze Haus auf den Kopf und nichts läuft mehr wie vorher.

Und genau das ist der Grund, warum sich nur wenige Hunde (und Katzen übrigens auch) unbändig freuen, wenn ihre Menschen plötzlich beschließen, es solle nun jungen Familienzuwachs geben. So häufig habe ich mit Tieren kommuniziert, für die diese Entscheidung schwierig war.

Da kriegt man als reifer Familienhund plötzlich einen Welpen vorgesetzt. Den hat man ab da am Ohr, an der Pfote, am Schwanz, an den Lefzen. Er liegt auf Bett, Sofa, Decke. Er unterbricht einen beim Essen, beim Ruhen, meim Gehen, beim Schnüffeln, beim Kuscheln mit seinen Leuten, beim Trinken, beim Schlafen. Er rennt einen über den Haufen, er bellt, wirft Dinge um, zerkaut seine Spielsachen, ist dauernd wach und macht Pfützen auf den Teppich.

Wenn ein junger Hund zu einem älteren dazu kommt, ist sich der Senior zudem oft sehr im klaren darüber, das Junior bald größer und stärker sein wird als er. Das macht vielen Sorge – zu Recht. Deshalb wird Junior früh von Senior in Schach gehalten, vielleicht sogar ungerecht behandelt. Das führt zu Frust bei Junior. Und sobald dieser groß genug ist, wird sich dieser Frust womöglich in Richtung Senior entladen. Und schon hat man einen Streit im Haus und zwei missverstandene Hunde, die um ihren Platz fürchten.

Die alternative Version ist ein älterer Senior, der früh erkennt, gegen den Familienzuwachs nichts aurichten zu können. Da bleibt einem dann nur der Rückzug und das Zulegen eines dicken Fells. Häufig wird diese Version fälschlicherweise so interpretiert, dass der Senior den Junior geduldig und wohlwollend aufgenommen hat und zufrieden mit der Situation ist. Tatsächlich hat er aber einfach aufgegeben.

Wenn ein Tierkind zu einem reiferen Tier dazu gesetzt wird, empfehle ich folgendes:

Frage Dich, warum Du Zuwachs möchtest. Gibt es einen guten Grund, dann frage Dein Tier, ob es diesen Zuwachs auch möchte. Sagt es ja, dann frage es, worauf Du achten musst, damit es ihm gut geht. Freiräume, Alleine-Zeit mit Dir, gelegentlich geschlossene Zimmertüren? Wie soll der Nachwuchs aussehen? Und…sicher, dass es ein Welpe sein muss?

Mein persönlicher Appell an alle Hundeliebhaber: Wenn ein Welpe zu einem Senior dazu kommt, fragt Euch nochmal, ob es unbedingt ein groß werdender Welpe werden soll, der zusäzlich zur Umgewöhnung auch noch eine körperliche Bedrohung darstellt. Und ich sage extra Bedrohung, denn ältere Hunde fühlen sich oft körperlich nicht mehr so sicher auf allen vier Füßen. Das macht ihnen Stress im Umgang mit anderen Hunden, die wild und groß sind. Selbst kleine wilde können schwierig sein.

Und natürlich gibt es die Fälle, wo alt und jung total glücklich übereinander sind. Manche älteren Tiere freuen sich sogar über junge. Aber erfolgreiche Zusammenführungen sind in der Regel aufmerksamen Menschen geschuldet, die sich reiflich überlegt haben, ob diese Konstellation passend ist – und dann beide Familienmitglieder sorgfältig begleitet haben.

Ein Hoch auf unsere Hundesenioren – sie sind wunderbar. Und sie haben es verdient, ihren Lebensabend in der Gesellschaft zu verbringen, die sie mit ausgewählt haben.