Wie Hunde untereinander für Klärung sorgen.
Wie wichtig es ist, im Zusammenleben mit Hunden aufmerksam zuzuhören, habe ein gestern einmal mehr erlebt.
Wie viele von Euch wissen, lebt Mio seit diesem Frühling bei uns. Er ist ein freundlicher, liebevoller Hund. Er und Phoebe gehen sehr respektvoll miteinander um und es verbindet sie eine tiefe Freundschaft.
Phoebe bewahrt sich gern etwas von ihrem Essen für später auf. Seit Mio bei uns lebt, geht das nicht mehr so einfach, weil er (vielleicht ist das das geheime Labrador-Gen) nicht widerstehen kann, wenn Reste stehen bleiben. Darum räume ich sofort ab, wenn gegessen wurde und bringe Phoebe später ihren Nachschlag, wenn sie mich darum bittet. Klappt super, Mio kriegt dann auch noch einen kleinen Snack – und alle sind zufrieden.
Gestern vergaß ich, zügig abzuräumen. Die Hunde kuschelten sich, so dachte ich, auf ihre Betten und ich widmete mich dem Computer. Als ich ein leises Brummen von Phoebe hörte, war ich nicht alarmiert, weil es sich wie ein wohliges Brummen anhörte, wie ich es schon hunderte Male zuvor gehört hatte. Ich fragte also nicht nach. Dann folgte ein weiteres Brummen, diesmal klang es weniger wohlig. Ich blickte auf und sah Mio, wie er sich Phoebes Schüssel näherte. Bevor ich etwas sagen konnte, sprang Phoebe auf und meckerte Mio an, er solle gefälligst von ihrem Essen wegbleiben. Mio war ganz erschrocken, weil Phoebe sich eigentlich nie um Essen streitet – und er auch nicht. Er hatte nur unschuldig nachschauen wollen, ob noch was da ist. In anderen Situationen zuvor hatte Pheobe ihm das sogar ausdrücklich erlaubt.
Hier aber haben wir, Mio und ich, beide Fehler gemacht: Ich habe nicht abgeräumt, Mio hat nicht vorher gefragt. Und wir beide haben Phoebes „Brummen“ nicht ernst genommen.
Nach dem kurzen Schreck habe ich mich bei beiden entschuldigt, sie in diese Situation gebracht zu haben. Mio hat Phoebe gesagt, würde ab jetzt vorher fragen. Phoebe fand, jeder macht mal Fehler. Und dann war alles gut. Klassische Versöhnung – Küsse auf die Wange für alle. Wirklich: Phoebe und Mio küssen sich liebevoll zur Begrüßung und zu besonderen Anlässen – das hier war so einer. Sie sind einfach toll.
Ich werde oft gefragt, ob ich dauernd mit meinen vierbeinigen Familienmitgliedern reden würde. Und meine Antwort ist: Wir sind immer verbunden. Und wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit bei ihnen bin, höre ich jede telepathische Botschaft von ihnen. Bin ich aber abgelenkt, so wie in diesem Beispiel, brauche ich meine andern Sinne, um überhaupt aufmerksam zu werden. In diesem Fall meine Ohren und dann Augen. Erst dann konnte ich tiefer nachfragen und die Situation erfassen.
Kommunikation ist immer ein Zusammenspiel aller Sinne – mal der eine mehr, mal der andere. Und wenn sie einmal nicht so gut funktionieren, dann gibt es ja immer noch die Möglichkeit der nachträglichen Aufklärung und des Vertragens.