Ich mag es, in einer Welt zu leben, in der alles miteinander spricht.
Ich weiß, nicht jeder kann sich das vorstellen. Aber ich teile mal eine Geschichte mit Euch.
Gestern ging ich spazieren. Dann plötzlich ließ mich ein unglaublicher Duft unvermittelt anhalten – ein Weißdorn in der Blüte. Ich musste an den Satz denken „Kommunikation nutzt alle Sinne“. Ich dachte kurz weiter. Natürlich! So viel wird in der Natur über Duft geklärt. Und auch in meinen Tierkommunikationskursen spreche ich davon, dass alle Sinne empfänglich sind für Botschaften, mal mehr der eine, mal mehr der andere. Ich musste an jemanden denken, den ich sehr liebe und der kürzlich verstorben ist. Ich fühle mich immer tief verbunden mit ihm, aber es hagelt nicht gerade Botschaften. Manchmal vermisse ich das.
Ich kann es mir gut erklären: Ich bin emotional involviert. Außerdem hat man in der anderen Dimension sicher auch andere Dinge zu tun, als mir ständig Nachrichten zu schicken, nur um meine Sehnsucht zu stillen. Trotzdem fühlte ich von diesem Baum so etwas wie Trost und die klare Info, dass auch dieser Sinn, der Geruchssinn, eine Botschaft für mich sein kann.
Als ich weitergehen wollte, hörte ich die Mitteilung, ich solle einen blühenden Zweig mitnehmen. Ich sagte dem Baum, das könne ich nicht. Er sei so schön, ich wollte ihm nichts wegnehmen. Er insistierte. Ich blieb bei meinem Nein und sagte zu ihm: „Ich traue mich nicht. Wenn du das wirklich willst, schick mir ein Zeichen.“ Insgeheim hielt ich die Sache damit für erledigt.
Dann ging ich weiter spazieren und vergaß den Weißdorn.* Wie es bei mir manchmal ist, sang ich ein Lied vor mich hin. In diesem Fall Closing Time von Semisonic. Das Lied stammt aus 1997. Ich habe jahrelang nicht mehr daran gedacht, obwohl es lange und viel im Radio gespielt wurde. Ich erinnerte es, wie viele hundert andere Lieder auch, Wort für Wort. Mein Textgedächtnis ist ziemlich gut. Freunde lachen manchmal über mich deswegen, weil ich in meiner geistigen Datenbank wahrlich nicht nur die coolen Lieder abgespeichert habe. Als ich beim Singen von Closing Time (ein liebevolles Rausschmeißerlied) also bei der Stelle ankam, die ich auch unten im Liedtext markiert habe, stieg mir wieder der Duft in die Nase. Ich blickte hoch. Und während ich
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
Take me home**
sang, war ich genau an der Stelle, an der ich zuvor den Ast des Weißdorns nicht mitgenommen hatte. Entschlossen, ich wollte ihm nichts wegnehmen. Und zweifelnd, ob ich ihn richtig verstanden habe.
Die Natur, so glaube ich, hat mehrere Möglichkeiten, mit uns in Kontakt zu treten. In meinem Fall geschah es hier über Songtexte. Die mit dem grünen Daumen unter Euch wissen es längst: Auch Pflanzen haben eine Seele. Und selbst die Wissenschaft weiß, dass sie kommunizieren. Trotzdem wollte ich diesen Weißdorn erst nicht verstehen. Meine Überzeugung, ihm nichts abnehmen zu wollen, war in meinem Geist lauter als der Mut, seiner Einladung zu folgen.
Ich mag es, in einer Welt zu leben, in der alles miteinander spricht. Bestimmt nennt das hier manch einer Zufall, aber ich habe lange aufgehört, den Zufall als Erklärung für Erlebnisse zu benutzen, die mich so froh machen wie dieses. Zweifel hin oder her.
Der kleine Zweig steht nun in unserem Wohnzimmer. I did take him home.
Closing time (Lyrics: Dan Wilson)
Open all the doors and let you out into the world
Closing time
Turn all of the lights on over every boy and every girl
Closing time
One last call for alcohol so finish your whiskey or beer
Closing time
You don’t have to go home but you can’t stay here
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
Take me home
Closing time
Time for you to go out to the places you will be from
Closing time
This room won’t be open till your brothers or your sisters come
So gather up your jackets, move it to the exits
I hope you have found a friend
Closing time
Every new beginning comes from some other beginning’s end
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
Take me home
Closing time
Time for you to go out to the places you will be from
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
Take me home
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
I know who I want to take me home
Take me home
Closing time
Every new beginning comes from some other beginning’s end
* An dieser Stelle hatte ich am Samstag noch nicht weitergeschrieben, den Eintrag aber versehentlich schon gepostet. Nach dem Sternchen kommt also der Rest der Geschichte, die ich Sonntag früh dazugeschrieben habe.
** (Übersetzung: Ich weiß, von wem ich mit nach Hause genommen werden will. Nimm mich mit nach Hause)