Ich möchte ein Geständnis machen. Letzte Woche habe ich geschrieben, dass wir eine Kröte aus einer misslichen Lage befreien konnten und es ihr jetzt gut geht. Das stimmt auch. Allerdings stimmt das mit dem Wir nur bedingt.
Und jetzt kommt die Enthüllung. Ich bin so schreckhaft, was die Bewegungen von Amphibien und Schlangen angeht, dass ich sie selbst nur unter größten Anstrengungen (und am liebsten nicht) in Sicherheit bringen kann.
Wirklich, ich erschrecke mich fürchterlich, wenn diese kleinen Geschöpfe plötzlich springen, zucken, schlängeln oder zischen. Wenn ich also von „wir“ spreche, meine ich folgendes: Ich sehe ein Tier in Not, das kein Vogel, Säugetier oder Insekt ist, und rufe meinen Mann. Oder wenn jemand anderes da ist, der oder die damit besser zurecht kommt als ich, gebe ich die Aufgabe an die Person weiter. Nur wenn wirklich niemand entspannteres da ist, stelle ich mich meiner übertriebenen Schreckhaftigkeit und nehme mich der Sache persönlich an.
Ich kann die Tiere noch so sehr mögen und mit ihnen kommuniziert haben, körperlich kann ich trotzdem nicht allen entspannt nahe kommen. Ich habe auch immer Angst, dass ich durch meine Schreckhaftigkeit am Ende das Tier in Gefahr bringe, es zum Beispiel fallen lasse oder ähnliches. Das würde mir mit einer Maus nie passieren. Und die Spinnen habe ich gut unter Kontrolle mit Glas und Papier.
Übrigens sage ich den Tieren das auch immer. Standardmäßig teile ich ihnen mit, dass ich ihnen helfen werde, dass ich aber jemanden hole, der das besser kann als ich. Und dass ich sie trotzdem bitte, still zu halten, wir werden sie in Sicherheit bringen. Und da ist es wieder. Wir.
Folgenden Vordruck könnt Ihr auch gerne verwenden, wenn Ihr mit der Rettung von Tieren, die Euch ein bisschen unheimlich sind, betraut seid.
Sehr geehrte/r …
Ich sehe, Sie sind in einer misslichen Lage. Ich möchte Ihnen helfen. Sie können sich darauf verlassen, dass ich Ihnen nichts tun werde. Vermutlich aus Gründen der Prägung bin ich leider nicht in der Lage, Ihnen persönlich zu helfen. Ich bemühe mich aber umgehend darum, Ihnen die kompetente Unterstützung zu organisieren, die sie brauchen. Diese wird Sie sanft in Sicherheit bringen. Bitte bleiben Sie ganz ruhig, ich bin gleich wieder bei Ihnen.
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass es nichts persönliches ist, sondern viel mehr meine eigene Schwäche. Sie haben nichts falsch gemacht. Im Gegenteil, ich bewundere Sie sehr.
Wenn ich Ihnen sonst irgendwie helfen kann, sagen Sie gerne Bescheid, telepathisch bin ich ganz entspannt.
Mit freundlichen Gruß,
…
Ich glaube übrigens, dass es vielen sogenannten Haustieren wie Meerschweinchen, Hamstern und Kaninchen mit uns ähnlich geht wie mir mit den Amphibien und Schlangen. Sie mögen uns eigentlich, finden uns aber unterm Strich so unheimlich, dass sie gerne vermeiden würden, uns körperlich nahe zu kommen. Kann ich auch verstehen.