Man kann viel über die verschiedenen Methoden des Tiertrainings diskutieren. Klar gibt es Richtungen, die ich besonders gut oder besonders schwierig finde. Trotzdem habe ich auch bei Methoden, die mir nicht liegen, berührende Momente und verbesserte Lebenssituationen gesehen.
In dieser Überlegung soll es nicht um meine Meinung zu bestimmten Trainern und ihren Methoden gehen, sondern um etwas anderes, etwas, das disziplin- und methodenübergreifend ist. Es hat mit einer bewussten Wortwahl und einer gewissen Achtsamkeit zu tun.
Ich habe gestern etwas gemacht, was ich selten tue, nämlich eine Sendung über Tiere angeschaut. Dabei ging es unter anderem um eine Hündin, die im Tierschutz zunächst aufgefangen und dann an eine liebevolle Pflegestelle weiter vermittelt wurde. Dann hat sich ein engagierter Tierschützer aufgemacht, für diese Hündin ihr endgültiges Zuhause zu finden. Bestimmt mit sorgfältiger Vorauswahl und so weiter. Und dem Bildmaterial nach zu urteilen ist die Geschichte auch gut ausgegangen und die Hündin und alle Beteiligten sind jetzt glücklich. Das ist die gute Nachricht. Ich habe trotzdem was zu meckern.
Es wurde scheinbar komplett über den Kopf der Hündin hinweg entschieden. Nach der Vorauswahl wird sie besucht, eingeschätzt und sofort eingepackt zum neuen Zuhause. Ohne vorher die dazugehörigen Leute persönlich getroffen zu haben. Angekommen, wird sie an der Leine allen Personen und Tieren vorgestellt. Man redet über sie, als wäre sie nicht da. Mag sein, dass es abseits der Kamera anders war, aber das, was ich gesehen habe, macht mich traurig. Dass es so gut ausging, scheint dem Wesen der beteiligten Tiere und Menschen geschuldet zu sein.
Ich hätte mir für die Hündin gewünscht, dass man sie direkt anspricht. Am besten eine Person, mit der sie vertraut ist. Dass man sich einfach mal auf den Fußboden zu ihr setzt, noch in ihrem alten zu Hause, und ihr erklärt, was der Plan ist. Und dass sie mitreden darf. Ihr versichern, dass man dran bleibt und alles versucht, damit sie sich wohl fühlt. Ihr zwischendurch alles noch mal genau erklären. Sie wirklich mit einbeziehen.
In einem anderen Fall wurde ein Pferd, das sich nicht von der Weide holen ließ, mehrfach von der Trainerin ein Monster genannt. Ich will hier niemandem absprechen, dass die Situation belastend ist, und besonders das dazugehörige Mädchen konnte ich verstehen. Aber egal, was danach kommt, für welche Art von Training man sich entscheidet, ich finde, es macht einen Unterschied, wie man Tiere nennt, wie man sie anspricht und wie man von und mit ihnen spricht. Wenn man in einer Familientherapie–Sitzung ist, würde es niemals dem Therapeuten einfallen, einen der Beteiligten ein Monster zu nennen. Oder über Familienmitglieder zu sprechen, als wären sie nicht anwesend.
Und natürlich haben Worte nicht überall die gleiche Bedeutung, das weiß ich auch. Mein Opa zum Beispiel hat mich als Kind öfter mal liebevoll eine alte Ziege genannt. Eine liebe Freundin von mir nennt ihre Hündin manchmal mit sanfter Stimme eine ganz blöde Töle und küsst sie auf die Nase. Hier empfinde ich ein Wort tatsächlich nur als ein Wort, und was transportiert wird, ist das Gefühl. Das sind aber Ausnahmen und sie brauchen eine persönliche Beziehung. Ohne diese Beziehung bleibt ein Monster ein Monster. Und dieses Wort möchte ich nicht von jemand Fremdem hören im Zusammenhang mit einem Wesen, mit dem wir so eng zusammen leben und arbeiten wollen, einem Mitglied der Familie.
Ich finde, es ist Zeit, dass wir Tiere wirklich als fühlende und denkende Wesen wahrnehmen. Wir können ihnen erklären, was los ist. Ob man dran glaubt oder nicht. Und wenn wir von oder mit ihnen sprechen, tun wir doch einfach mal so, als würden sie es verstehen – und schauen, was dann passiert.